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Multiresistente Keime als größte Gefahr

Weltweit gibt es ca. 9 Millionen Tuberkulose-Erkrankungen pro Jahr. Angesichts dieser Problematik hat die Weltgesundheitsorganisation WHO großes Interesse, ein wichtiges Antibiotikum neu zu registrieren. Dazu wurde der Biologe und Biochemiker Dr. Walter Welz, Lektor am Welser FH-Studiengang Bio- und Umwelttechnik, als Arbeitsgruppenleiter von internationalen Experten eingesetzt.


Die Infektionskrankheit wird durch Mykobakterien verursacht, die in den meisten Fällen durch kleinste Tröpfchen beim Husten, Sprechen oder Niesen übertragen werden. In Österreich ist die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen zwar gering, aber durch die zunehmende Globalisierung ist die Anzahl an Neuerkrankungen in den letzten Monaten leicht ansteigend – dem soll mit dem Antibiotikum entgegengewirkt werden.

„Dieses Antibiotikum wird biotechnologisch hergestellt. Für eine Neuregistrierung sind dazu umfassende analytische Arbeiten nötig. Die ‚Wiedergeburt‘ wird etwa ein halbes Jahr dauern“, erklärt Welz, der im Rahmen seines eigenen Pharmaunternehmens als „qualified person“ auch für die Freigabe von Pharmaprodukten tätig ist. „Die Tuberkulose-Behandlung dauert bis zu einem Jahr und ist sehr kostenintensiv. Wichtig dabei ist, dass die Krankheit austherapiert wird, ansonsten kann der Erreger resistent werden und das Antibiotikum wirkt nicht mehr.“

Neue Wirkstoffe aus dem Amazonasgebiet
Die größte Gefahr sieht Welz in multiresistenten Keimen, die mit den derzeitigen Medikamenten nicht mehr bekämpft werden können. „Wir müssen neue antibiotische Substanzen finden, die neue Wirkmechanismen benutzen, auf die die Mikroorganismen noch nicht konditioniert sind. Außerdem müsste die Landwirtschaft auf antibiotische Substanzen gänzlich verzichten oder nur mehr dort einsetzen, wo sie wirklich gebraucht werden“, so Welz.

Als international renommierter Experte befindet sich Dr. Welz regelmäßig auf Forschungsreisen im Amazonas-Gebiet und ist auf einem Gebiet von 60.000 ha Urwald auf der systematischen Suche nach neuen Wirkstoffen zur Entzündungshemmung oder für Antibiotika. „Der Urwald bietet ein Reservoir von 500.000 Pflanzenarten, davon sind nur 5.000 erforscht. Gemeinsam mit der Universität Oxford, und den brasilianischen Universitäten Belem und Manaus treiben wir dieses Projekt voran“, so Welz. Die Schwierigkeit liegt im unwegsamen Gelände. „Hier herrscht tiefster Dschungel, keine Straßen, keine Einwohner – außer ein paar Stämme indigener Bevölkerung. Man kann sich nur mit dem Boot fortbewegen.“ Dieses Forschungsprojekt soll sich in Zukunft selbst finanzieren. Einnahmequellen sind Fischzucht und Öko-Tourismus.

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