NewsResearch & Development

Sechs neue Motoren für die Medizintechnik-Forschung

Das Zentrum für technische Innovation in der Medizin (kurz: TIMed Center) präsentierte am 15. Oktober im Zuge der FH OÖ-Veranstaltung „Forschung industrienah“ in Linz seine neu geschaffenen Labor- und Service-Einrichtungen. Mit Hilfe dieser „Core Facilities“ sollen große Fortschritte im Bereich Medizintechnik-Forschung erzielt werden. Denn die wissenschaftliche Expertise und moderne Laborinfrastruktur an der FH OÖ bietet anderen Hochschulen und Unternehmen neue Möglichkeiten für Durchführung gemeinsamer Projekte und schafft damit auch die Voraussetzung für die schnellere Markteinführung innovativer technischer Medizinprodukte.


„Was das TIMed Center im Zuge des Forums Medizintechnik vorstellen wird, sind Cutting-Edge Labor- und Service-Einrichtungen. Diese sogenannten Core Facilities werden seitens der FH OÖ zur Verfügung gestellt, um die Medizintechnik voranzutreiben und auch den Forschungs- und Entwicklungsstandort OÖ nachhaltig zu stärken“, sagt Thomas Kern, Leiter des TIMed Centers.

Sechs Core Facilities für sechs Forschungsschwerpunkte

Im Rahmen des TIMed Centers wird die Ausstattung und Expertise der vier FH OÖ-Fakultäten in Hagenberg, Linz, Steyr und Wels interdisziplinär genutzt. Es bündelt Know-how aus Bereichen der hochauflösenden Bildgebung und Biomimetik im Nanometermaßstab für die medizinische Forschung, der Erforschung phytogener Wirkstoffe mit gesundheitsfördernder Wirkung, der Entwicklung von hybriden, chirurgischen Simulatoren sowie der Softwareentwicklung für biomedizinischen Datenanalyse, Bildverarbeitung und Optimierung klinischen Kernprozesse.

Ein wesentlicher Fokus am Standort Linz liegt auf der Erforschung von Zellen und Prozessen in deren Inneren, die für das freie Auge nicht mehr sichtbar sind und sich im Nanometer-Bereich, also dem Tausendstel einer Haaresbreite, bewegen. Deren Analyse und Visualisierung hilft den Verlauf von Krankheiten oder die Funktion von Wirkstoffen besser zu verstehen. In der Core Facility „Nanoskopische Charakterisierung zellulärer Prozesse“ wird dazu die hochauflösende Einzelmolekül-Fluoreszenzmikroskopie und die Superresolution-Mikroskopie eingesetzt, in der Core Facility „Dynamik und Wechselwirkungen von Bio-Nanostrukturen” die Hochgeschwindigkeits-Rasterkraftmikroskopie.

In der Core Facility „Medizinische 3D-Nanolithografie für Additive Manufacturing” stellen ForscherInnen mittels 3D-Druck biokompatible Polymer-Gerüste her, die im Mikrometer- bzw. Nanometer-Bereich liegen. Sie dienen als Andockstellen für menschliche Zellen und können in der In-vitro-Diagnostik und zur Herstellung von 3D-Stützstrukturen für Gewebe, also für sogenanntes „Tissue Engineering“, eingesetzt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in Linz liegt auf der Herstellung medizinischer Simulatoren. Von diesen profitiert das Gesundheitssystem gleich doppelt: Angehende Ärztinnen und Ärzte können ihre diagnostischen und chirurgischen Fähigkeiten an lebensechten Nachbildungen des menschlichen Körpers trainieren, bevor Sie am Menschen operieren. Die computer- und sensorengestützte Visualisierung und Bewertung von Eingriffen bietet zudem detailliertes Feedback und eine Erleichterung für die Chirurgen-Ausbildung.

In der Core Facility „Bioaktive Wirkstoffe“ in Wels liegt das Hauptaugenmerk darauf, pflanzliche Substanzen zu finden und zu analysieren, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und in der Folge in funktionellen Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln zum Einsatz kommen können.

Die BioinformatikerInnen in Hagenberg entwickeln Algorithmen, welche Muster in medizinischen Daten sowie biologischen und pflanzlichen Proben automatisiert entdecken und Zusammenhänge verständlich darstellen können. Dazu verbinden sie die biomedizinische Datenanalyse mit den Methoden des Maschinellen Lernens und der Bildverarbeitung. Mit Hilfe der entwickelten Software können wesentliche Fortschritte in der Früherkennung und Behandlung von Krankheiten – zum Beispiel Krebs, Diabetes und Alzheimer – und für eine optimale Gesundheitsversorgung erzielt werden. 

Über das Zentrum für technische Innovation in der Medizin (TIMed Center):

Das im Jahr 2016 gegründete Zentrum für technische Innovation in der Medizin der FH OÖ ist eine wesentliche Säule der vom Land Oberösterreich gestarteten Initiative MED UP (Medical Upper Austria). Das fakultätsübergreifende Forschungszentrum, welches die Stärken der vier FH OÖ-Standorte Linz, Wels, Hagenberg und Steyr bündelt, dient als Anlaufstelle für PartnerInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft. In den letzten Jahren wurden mehr als 20 neue Kooperationen eingegangen und zehn Projekte erfolgreich abgeschlossen. Aktuell arbeiten über 30 ForscherInnen des TIMed Centers der FH OÖ an mehr als 25 Projekten und grundlegenden Forschungsaktivitäten.

Medizinische Simulatoren bieten angehende Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, an lebensechten Nachbildungen des menschlichen Körpers chirurgische Eingriffe zu trainieren. Foto: FH OÖ

FH Oberösterreich Logo