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Zurück in die Römerzeit – mit Know-how aus Hagenberg

Eine der bedeutendsten Funde römischer Wandmalerei in Österreich lässt sich aktuell in Oberösterreich virtuell erkunden. Forscher der FH Oberösterreich (FH OÖ) Campus Hagenberg haben das „Haus der Medusa“ und seine Wanddekorationen digitalisiert und virtuell rekonstruiert. Jetzt können sie Besucher der Landesausstellung „Die Rückkehr der Legionen“ in Enns mittels VR-Brille erforschen und dabei auch selbst in der Rolle des Archäologen schlüpfen.


Oberösterreich zollt aktuell jener Armee Tribut, die vor 2000 Jahren unsere Landesgrenzen verteidigte: den Legionen Roms. Diese sicherten den Frieden in der Provinz Noricum südlich der Donau und beherrschten die Region für mehr als 500 Jahre.  Um das Lager der Legionäre im römischen Lauriacum, heute Enns-Lorch, standen auch Villen wohlhabender Bürger und Offiziere. Durch die virtuelle Rekonstruktion eines jener Häuser wird eine einzigartige Zeitreise zurück in die Römerzeit möglich. Das „Haus der Medusa“ wird dank neuer Technologien und dem Know-how von Forschern der FH OÖ Campus Hagenberg zum digitalen Erlebnis, das ein Highlight der am 27. April eröffneten oberösterreichischen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legionen“ darstellt. Erkunden können die Besucher das „Virtuelle Haus der Medusa“ an ausgewählten Tagen während der sechsmonatigen Ausstellungslaufzeit: jeweils am Sonntag den 6. Mai 2018, 3. Juni 2018, 1. Juli 2018, 5. August 2018, 2. Sept. 2018 und 7. Oktober 2018 zwischen 10.00 und 17.00 Uhr im Museum Lauriacum in Enns.

 

Sensationsfund virtuell erleben

 Gefunden wurde das „Haus der Medusa“ im Jahr 2000 beim Bau eines Parkplatzes im Ennser Stadteil Lorch. In einer Notgrabung wurden über 2.000 Fragmente und ein paar zusammenhängende Teile von Wandmalereien aus zwei Räumen des Hauses geborgen – darunter auch drei Medusenhäupter mit Schlangenhaaren, nach welchen das Patrizierhaus dann benannt wurde. Erst durch eine Kooperation des Bundesdenkmalamts mit dem Kunsthistorischen Museum wurde das Restaurieren und minutiöse Puzzle-Zusammensetzen der vielen Teile möglich. Das Bundesdenkmalamt war es auch, dass schließlich 2017 die Forscher der FH Oberösterreich (FH OÖ) um Unterstützung bat. “Der Auftrag lautete, diesen Sensationsfund für eine Ausstellung aufzubereiten. Wir haben uns dann zum Ziel gesetzt, ein Museumserlebnis der besonderen Art zu bieten: weg vom bloßen Betrachten hin zum spielerischen Erleben und zur Interaktion mit den Fundstücken sowie der Besucher untereinander,” sagt Dr. Jürgen Hagler, Co-Leiter der FH OÖ-Forschungsgruppe “Playful Interactive Environments” (PIE).

 Dazu setzten die Forscher aus Hagenberg auf Virtual Reality und interaktives Installationsdesign, das zu ihren Spezialgebieten gehört.

 

Echte Zeitreise mit Indiana Jones-Faktor

 Ein Jahr arbeitete die Forschungsgruppe im Rahmen eines vom Land OÖ basisfinanzierten Projekts an der Digitalisierung und Virtualisierung des Hauses und seiner Fragmente sowie der Entwicklung einer interaktiven 3D-Umgebung, die den Sensationsfund subjektiv erlebbar macht. Und nichts wurde dabei erfunden oder dazu gedichtet. “Wir haben tatsächlich nur Daten visualisiert, die von den Archäologen bestätigt wurden. Die Zeitreise, auf die wir die Besucher schicken, ist somit 100 Prozent echt,” bestätigt Jürgen Hagler.

Römische Kultur pur also, wenn Besucher mit 3D-Brille durch das Wohnhaus gehen und dessen Wandmalereien erleben. Dabei zeigt auch ein Vergleich der vier übereinanderliegenden Putzschichten aus mehreren Ausstattungsphasen, wie sich der Dekorationsstil veränderte. Und das ist nicht alles: Hagenbergs VR-Installation bietet die Möglichkeit, sich auf die Spuren von Indiana Jones zu begeben. Wie ein echter Archäologe kann man versuchen, die Wandmalerei-Stücke in sechs verschiedenen Puzzles allein oder gemeinsam mit anderen Museumsbesuchern zusammenzusetzen.

 

Ein Hit in Wien, Linz und Stuttgart

Zu sehen war das “Virtuelle Haus der Medusa” aus Hagenberg bereits dieses Jahr in Wien, im Rahmen der Ausstellung “Fokus Denkmal” im Kunsthistorischen Museum. Nach einem Ausflug nach Stuttgart, wo es Ende April als Teil der Game Zone des Internationalen Trickfilm Festival für Begeisterung sorgte, ist die VR-Installation nun zum Ursprung – nach Oberösterreich – zurückgekehrt. Sie ist nicht nur Teil der Landesausstellung in Enns, sondern bis Ende August auch im VR-Lab des Linzer Ars Electronica Centers zu erkunden.

Ob per virtueller 3D-Tour oder durch Puzzeln: Dank Hagenbergs Forscher kann das Haus der Medusa hautnah und interaktiv erlebt werden. Foto: FH OÖ

Foto: FH OÖ

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