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EU unterstützt Forschungsprojekt zur Energiegewinnung aus pflanzlichen Reststoffen

Die Verknappung fossiler Brennstoffe, Umweltverschmutzung, steigende Ölpreise und die Abhängigkeit von Ölscheichs lassen Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach Alternativen zu Erdöl und Erdgas suchen. Auch ein 10-köpfiges Forschungsteam an der FH Oberösterreich widmet sich diesem Thema und untersucht die energetische Nutzung von pflanzlichen Bioreststoffen. Die EU und das Land Oberösterreich unterstützen die Wissenschaftler im Rahmen des Programms „Regio 13“ mit rd. 400.000 Euro.

Die EU-Biokraftstoffrichtlinie gibt bis 2020 den Einsatz von 10% Biokraftstoff vor, derzeit sind es 5,75%, die Sprit in Österreich bereits beigemengt werden. Ziel des EU-geförderten Projekts an der FH OÖ ist es, die regionale energetische Nutzung von pflanzlichen Wertstoffen durch kleine, dezentrale Einheiten zu ermöglichen und dadurch die regionale Wertschöpfung nachhaltig zu erhöhen.

Eferdinger Bioreststoffe für EU-Forschungsprojekt

Bisher wurde Bioalkohol (auch Bioethanol genannt) meist aus Getreide, Mais oder Zuckerrüben hergestellt. Im Forschungsbereich „Bio- und Umwelttechnik“ forscht ein 10-köpfiges Forschungsteam rund um den Welser Bioenergiepionier Prof. (FH) Dr. Alexander Jäger und Dr. Heike Kahr an der Fakultät für Technik und Umweltwissenschaften am FH OÖ Campus Wels intensiv und erfolgreich an einer Alternative: Reststoffe wie etwa Stroh, Holz, Maisspindeln, Pflanzenschalen, Papierfasern und Bioreststoffe aus Hausmüll, die aus dem Bezirk Eferding kommen, dienen als Grundstoff.

Bei Stroh sind die Forscher schon kurz vor dem Durchbruch zur industriellen Produktion von Bioethanol. Mit einer vom Land OÖ geförderten „Steam Explosion“-Anlage gelingt es in den Bio- und Umwelttechnik-Laboratorien der FH OÖ bereits, Zellulose aus Reststoffen mit Hilfe von Enzymen in Zuckerbausteine aufzuspalten, die dann zu Bioalkohol vergoren werden können. „So eine Steam Explosion-Anlage gibt es nur zweimal in Österreich. Es handelt sich dabei um eine umweltfreundliche und sehr effektive Methode, die Reststoffe aufzubrechen. Als Alternativen stünden nur chemische Methoden, wie etwa die Säurebehandlung, zur Verfügung“, so Prof. Jäger.

300 Liter Bioethanol aus einer Tonne Stroh

Mit einem speziellen Computerprogramm werden der Ertrag und die Optimierung der Reststoffumwandlung in Bioalkohol begleitet. Die Berechnungen zeigen, dass etwa in einer Tonne Stroh rund 300 Liter Bioethanol „stecken“. „Es fehlt nicht mehr viel und es ist an eine industrielle Produktion zu denken. Dazu wäre allerdings noch der Test in einer großen Pilotanlage notwendig“, erklärt Alexander Jäger. „Wir hoffen, schon bald einen Investor dafür in den Reihen der Anlagenbauer oder Energieversorger Oberösterreichs zu finden“, so Jäger, der die Kosten dafür mit rund 3 Mio. Euro beziffert. Derzeit werden dafür die Ausschreibungsunterlagen erstellt.

Stroh, Holzzuwachs und Altpapier decken Österreichs Biosprit-Bedarf maximal zu 19%

Die Berechnungen der FH-Forscher haben auch ergeben, dass bei einer 50%igen Nutzung des in Österreich anfallenden Strohs von jährlich 2 Mio. Tonnen 6% des für den Verkehr benötigten Treibstoffes durch Bioethanol ersetzt werden könnten. Rechnet man ungenützten Holzzuwachs und Altpapier dazu, wären es immerhin 20%.

„Unsere wirtschaftlichen Untersuchungen für Österreich zeigen, dass allerdings durch Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion zu einem „integrierten System“ mit neuen Fruchtfolgen und der Nutzung von Brachflächen, Wirtschaftsgrünland sowie Ackerland der Treibstoffbedarf Österreichs aus Bioenergie gedeckt werden könnte“, so Jäger. Dieses „integrierte System“ wäre keine Konkurrenz von „Teller oder Tank“, vielmehr würden die vielfältigen Kulturlandschaften Österreichs erhalten, die Landwirtschaft gefördert und die Bioenergieversorgung gesichert werden.

Im Projekt „Kombinierte stoffliche und/oder energetische Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen" widmen sich Welser FH-ForscherInnen zwei Teilgebieten: Während das Forschungsteam rund um Prof. (FH) Dr. Alexander Jäger deren energetischen Nutzung von Pflanzen beforscht, stellt Dr. Otmar Höglinger die stoffliche Nutzung für Lebensmittel, insbesondere „funktionelle Lebensmittel“ in den Fokus seines Forschungsbereiches. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms "Regionale Wettbewerbsfähigkeit OÖ 2007-2013 (Regio 13)" aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln mit insgesamt 1,4 Mio. Euro gefördert.

 

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