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Wissenschaftliche Studie der FH OÖ: Computerabstürze stressen Männer mehr als Frauen

Eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Fachhochschule Oberösterreich mit Dr. René Riedl, Dr. Harald Kindermann sowie Dr. Andreas Auinger (Fakultät für Management, Campus Steyr) hat gemeinsam mit Dr. Andrija Javor von der neurologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Linz das Phänomen „Technostress“ näher untersucht. Insbesondere wurde der Frage nachgegangen, ob ein Computerabsturz bei Ausführung einer Aufgabe unter Zeitdruck Männer oder Frauen mehr stresst. Mit dieser wissenschaftlichen Studie wurde nun erstmalig nachgewiesen, dass im Falle von Computerabstürzen bei der Ausführung von Aufgaben unter Zeitdruck bei Männern ein höherer Stressanstieg nachweisbar ist als bei Frauen.

Viele Menschen kennen das Stressgefühl, das einen überkommt, wenn der Computer inmitten der Ausführung einer wichtigen Aufgabe abstürzt. Auch in der Wissenschaft wird seit einigen Jahren diese Thematik unter dem Begriff Technostress erforscht. Es handelt sich dabei um ein interdisziplinäres Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Psychologie, Mensch-Computer-Interaktion, Wirtschaftswissenschaften, Neurobiologie und Medizin.

Chronischer Stress, so die Erkenntnis jahrzehntelanger Forschung, hat etliche negative Auswirkungen auf den Menschen, sowohl auf körperlicher als auch auf psychologischer Ebene. Erkrankungen, die insbesondere durch Stress ausgelöst und begünstigt werden können – beispielsweise Bluthochdruck und dessen Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Magengeschwür, sowie Burnout und depressive Erkrankungen – steigen in der westlichen Gesellschaft rasant an. Die in heutiger Zeit allgegenwärtige intensive Nutzung von Computer, Internet, Tablets, Smartphones und anderen IT-Geräten am Arbeitsplatz sowie im privaten Bereich fördert die Entstehung von Technostress, u. a. auch deshalb, weil der Einsatz dieser Geräte Lebensabläufe zunehmend beschleunigt. Mittlerweile handelt es sich bei Technostress um ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft, und zwar weltweit.

Eine Forschergruppe an der FH OÖ hat das Phänomen Technostress näher untersucht, insbesondere wurde der Frage nachgegangen, ob ein Computerabsturz bei Ausführung einer Aufgabe unter Zeitdruck Männer oder Frauen mehr stresst. Die Untersuchung dieser Frage ist aus wissenschaftlicher und praktischer Sicht gleichermaßen bedeutsam, wurde doch bislang in einschlägigen Studien selten das Geschlecht von Computerbenutzern als Forschungsvariable berücksichtigt. Dies erklärt auch, warum das Geschlecht von Benutzern bislang im Usability Engineering lediglich eine untergeordnete Rolle spielte. In einem organisationsübergreifenden Kooperationsprojekt führten drei Professoren der FH Oberösterreich ― Dr. René Riedl, Dr. Harald Kindermann sowie Dr. Andreas Auinger (Fakultät für Management, Campus Steyr) ― gemeinsam mit Dr. Andrija Javor von der neurologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Linz ein Laborexperiment durch. Konkret wurde nachgewiesen, dass im Falle von Computerabstürzen bei der Ausführung von Aufgaben unter Zeitdruck das sympathische autonome Nervensystem bei Männern stärker aktiviert wird als bei Frauen. Die Studienautoren erklären dieses Ergebnis auf Basis evolutionstheoretischer Ansätze, die besagen, dass Männer bei auftretenden Hindernissen, die von der Erreichung eines bestimmten Ziels abhalten, höhere Aktivierung des sympathischen autonomen Nervensystems aufweisen als Frauen. Einfach formuliert, Männer sind bei Computerabstürzen gestresster als Frauen, wenn am Computer eine Aufgabe unter Zeitdruck auszuführen ist. Dieses Ergebnis legt nahe, dass für Männer und Frauen unterschiedliche Strategien zur Bewältigung von Technostress zweckmäßig sein können. Weitere Forschungsprojekte dazu sind bereits in Planung. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden in der internationalen Fachzeitschrift Advances in Human-Computer Interaction erscheinen.

Publikation: René Riedl, Harald Kindermann, Andreas Auinger, Andrija Javor (2013): Computer Breakdown as a Stress Factor during Task Completion under Time Pressure: Identifying Gender Differences Based on Skin Conductance. Advances in Human-Computer Interaction, in press.

Das Forscherteam der Technostress-Studie v.l.n.r:. Andrija Javor, Harald Kindermann, René Riedl und Andras Auinger. Bildquelle: FH OÖ (Abdruck honorarfrei)

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