NewsForschung & Entwicklung

Energie-Speichercluster – ein Zukunftsmodell

In Oberwart und der Thermenregion Stegersbach wird im Kleinen ausprobiert, was in wenigen Jahren europaweit möglich sein könnte. Forscher der FH OÖ arbeiten im von der FFG geförderten Projekt „Urbaner Speichercluster Südburgenland“ an einer Lösung für 30 Haushalte. Diese halten ihren erzeugten Solarstrom in Heimspeichern sowie in zwei gemeinsam genützten Quartierspeichern bereit. Durch zusätzliches Steuern von großen Haushaltsverbrauchern kann ein Cluster seinen Energieverbrauch auf Abruf erhöhen oder senken. Diese Flexibilitäten können später selber genutzt oder auch vermarktet werden.


Der Zusammenschluss von Prosumern, also Haushalten, die Strom (z.B. mit Photovoltaik-Anlagen) produzieren aber auch konsumieren, bringt Vorteile mit sich. Lässt jemand etwa für längere Zeit sein Elektroauto in der Garage stehen, so werden durch das Regeln des Ladestroms Flexibilitäten frei. Nicht immer werden 100% der erzeugten Energie gebraucht, manchmal aber unter Umständen auch mehr. Im Speichercluster werden Flexibilitäten mehrerer Haushalte gekoppelt und von dort aus verteilt beziehungsweise auch verkauft. Dass wir in Zukunft mehr Strom brauchen werden, liegt auf der Hand, wie auch durch Prognosen auf Basis der europäischen Klimaziele vorausgesagt wird.

Forscher am Campus Wels und am Campus Hagenberg der FH OÖ befinden sich mit der Umsetzung des Projektes bereits auf der Zielgeraden. Ihre Aufgabe im Konsortium ist es, die technische Seite des Speicherclusters sicher zu stellen. Dazu wurde ein Regelalgorithmus entwickelt, der die Ansteuerung verschiedener Komponenten übernimmt, z.B. der Batterie, der Ladestation, der Photovoltaik-Anlage oder der Wärmepumpe. Energieflüsse können somit geregelt und koordiniert werden. In der Entwicklungsarbeit wurden dafür fünf verschiedene Anwendungsfälle mit unterschiedlichem Verbrauch in einer eigens geschaffenen Simulationsumgebung erprobt. Zusammengearbeitet wird dabei mit Siemens, die sich um die reale Umsetzung der Schnittstellen kümmert. Damit die Nutzer*innen eines Speicherclusters Überblick über ihre Flexibilitäten bewahren, hat der Projektpartner Seier GmbH außerdem eine App entwickelt. Darauf kann der Verbrauch und die Vergütung abgelesen werden, aber auch eingestellt werden, wann jemand wieder mehr Strom braucht. „Die Stabilisierung des Energiesystems bzw. die Stärkung des Stromnetzes durch ein Speichercluster bringt einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich“, wie Projektmitarbeiter Lukas Gaisberger meint.

Mit dem Konzept des Speicherclusters ist eine smarte Energiesteuerung umsetzbar. Die Wirtschaftlichkeit von Speichern kann durch dieses Konzept wesentlich gesteigert werden. Forscher der FH OÖ haben in einer aktuellen Auswertung von ca. 200 Speichern, die vom Land Oberösterreich von 2015 bis 2020 gefördert wurden, festgestellt, dass die kalendarische Lebensdauer der Speicher früher zu Ende ist, als ihre Zyklen-Lebensdauer. „Das heißt, dass Speicher in ihrer Lebensdauer viel häufiger geladen und entladen werden sollten, um sie effizienter zu nützen. Ein Speichercluster sorgt hier für eine bessere Auslastung“, erklärt Gaisberger. Alle Projektpartner arbeiten gerade noch an den letzten Entwicklungsschritten und führen Labor- und Feldtests durch. Angestrebt wird eine Ausrollung bis Projektende im August nächsten Jahres.

Das große Interesse am Projekt, unter der Leitung der Energie Kompass GmbH zeigt sich auch an der Beteiligung vieler Firmen- und Forschungspartner: B-Süd Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH, Hoval GmbH, Seier GmbH, KEBA AG, Kreisel Electric GmbH & Co KG, Schlaustrom GmbH, Siemens AG, Stadtgemeinde Oberwart, Toursismusverband Golf- und Thermenregion Stegersbach, Zentrum für Ökomobilität sowie das Energieinstitut der JKU Linz und das Center of Excellence Energie der FH OÖ.

Systemschema Speichercluster

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen seiner Smart-Cities-Initiative gefördert.

  • DE
  • EN
FH Oberösterreich Logo